Vehikel („…am besten ist immer noch (m)ein Zelt!“ - Bo Hilleberg)

Stimmt. Trotzdem ein paar Worte zum Fahrgerät, weil inzwischen hierzu erstaunlicherweise viele Anfragen kamen.
Für Norrland-Reisen ist ein Wohnmobil ein ideales Mittel, um auch sehr abgelegene Ausgangspunkte für ausgedehnte
Trekkingtouren zu erreichen, vorausgesetzt, die Fahrzeuge sind robust und die ganze Fahrerei wird nicht zum Selbstzweck.
Nach ursprünglichen „Nur-Zelt“ –Reisen per PKW wurde, erst Recht mit zwei Hunden, bald der Wunsch nach einem zuverlässigen
Stützpunkt für die eigentliche Tour per Zelt groß.
Man kann so ein Fahrzeug nach meiner Erfahrung im Norden immer sicher abstellen, auch für ausgedehnte Wochenwanderungen.
Einen Einbruchversuch oder eine Beschädigung habe ich nie erlebt. Wer sollte das auch tun?
Schilderungen angeblicher „Angriffe wilder Tiere“ gehören ebenfalls ins Land der Phantasie.
Schön wär´s ja, wenn ein Bär heute noch so nahe käme, dass man ihn in Ruhe beobachten könnte. Das gilt leider auch für die anderen Prädatoren.
Ist ein bewohntes Anwesen in Sichtweite, frage ich, ob ein Abstellen für ein paar Tage ein Problem darstellen würde.
Fast immer ergab sich dann ein nettes Gespräch.

Die Autos: Eine gute Basis waren bisher die Daimler-Benz 5-Zyl. Diesel 310D und 410D. Durch stärkere Federn aufgelastet, ergab sich ein Gesamtgewicht von 3,5t statt 3,2t bei den kürzeren 310-Chassis. Darüber gestülpt entweder ein Hymer S555 oder S660 Gehäuse, die beide unter 2,30m Bauhöhe bleiben, weil es auch keine Parabolantennen gibt. Die Innenräume verfügen jeweils über eine so genannte Mitteldinette (zentrale Sitzgruppe). Eine recht helle Raumaufteilung, was im Norden sehr angenehm ist. Die MB-Chassis und auch der Aufbau sind sehr robust. Im Gegensatz zu Ducato und Co. sorgt der Hinterachsabtrieb mit einem optionalen Sperrdifferenzial für gutes Vorwärtskommen auch auf rutschigem Untergrund. Mit recht viel Bodenfreiheit bestens für Pisten geeignet, auch sehr widrigen. Ein bißchen lahm vielleicht für deutsche BABs, im Norden aber völlig ausreichend. Gute Stabilität und Isolierung, die im Bodenbereich noch ergänzt werden sollte. Das einteilige, doppelschalige GFK-Dach kennzeichnet die so genannte Hymer S-Klasse. Kompakt und noch wendig genug auch auf zugewachsenen Waldwegen. Wichtig im Norden sind zusätzlich angebrachte sehr feine Moskitonetze zur Abwehr der äußerst kleinen Knutts, der nordischen „Beissfliegen“. Übrigens auch ein spezielles Problem für Fahrzeuge mit großer Schiebetür. Steinschlaggitter vor allen Frontöffnungen, um Schäden an den Kühlern zu vermeiden, sind obligatorisch. Verstärkende Alubleche vor Dieseltank und Motorbereich schaden ebenfalls nicht.		Von einem Wolkenbruch frisch gewaschener S555 in Ammernäs 2007 (Vindelfjäll): Hundbevakning des S660 am Polarkreis in Finnland:
Es gab zwei S555, der erste musste mal für zwei Jahre einem neuen DB Sprinter „James Cook 316 CDI“ weichen, weil der mir noch geeigneter erschien. Eine unglückliche Entscheidung. Zur Strafe gab´s ständig Ausfälle von Elektronik, Schaltung, Schiebetür, Wegfahrsperre, Klimaanlage, Standheizung, Duschkabine… Wir haben uns jedenfalls trotz technischen Verständnisses nicht zusammengerauft. Positiv: interessante MB-Garantieregelungen in SE und NOR. Ursprünglich mein Traum-Mobil und mit 5-Zyl. Common-Rail Diesel schnell wie ein Golf, haben wir beide allerdings mehr gestanden. MB hat sich sehr kulant verhalten, was dennoch in der Wildnis kein großer Trost war. Als beim Start zu einer neuen Tour nach Drehen des Zündschlüssels in der heimatlichen Garage auch nach acht Stunden Mühe des Serviceteams nur noch das Herausschleppen mit abgeflanschter Kardanwelle und Abwinken der Fähre blieb, war Cookies Ende da. Ein gutes Auto, eher aber für auch gute Straßen. Möglicherweise habe ich ein „Ausrutscher“-Modell erwischt. Der neue Besitzer erhielt jedenfalls ein von MB und Westfalia sehr gut durchgesehenes, mängelbereinigtes Exemplar für zügige Touren an die Adria.		2004 am Byskeälven. Gutes Wetter für den zweifellos schicken Cook.
So ging´s wieder zurück zu den Diesel-Sauriern. Nach langjähriger Zufriedenheit mit S555 Nummer zwei, erstand ich 2009 einen recht neuwertigen 1995er MB 410D 4,6t, der einen Hymer S660 Aufbau trägt. „The beast.“ J Super Traktion mit Zwillingshinterachse bei langem Radstand. Drei-Modul Solaranlage, Waeco® Kompressor-Kühlschrank, drei Batterien und große Diesel- / Wassertanks sind Garanten für lange Autarkie. Es wurde alles ausgebaut, was nicht funktional ist, dafür aber das Fahrwerk höhergelegt und verstärkt. Deutlich geräumiger als die kurze S-Version. Voll beladen unter 3,5t GG. Gemütlich bei Schlechtwetter und immer gut für eine tolle Dusche nach einer Tour. Wer braucht schon eine Markise? Mein Lieblingsauto bisher. Und Achtung: diese Klappertreter hier haben immer Vorfahrt!		Pause auf der 2011 fertiggestellten, jetzt geteerten(!) Straße zur Fjällstation Storulvån im Naturreservat Vålådalen vor dem Hintergrund des Fahrtziels, dem Sylarna-Massiv: Rückfahrt vom Björnlandet-Nationalpark irgendwo unterwegs, 2010: Tatsächlich sind mit den MB-T1 basierten Fahrzeugen auf bisher zusammen ca. 150 000Km Piste unterwegs überhaupt keine Ausfälle passiert, wenn man vom Ersatz einiger Glühbirnen und eines Wasserverteilers einmal absieht. Zwei Frontscheiben fielen dagegen Steinschlag zum Opfer, mussten aber jeweils erst zu Hause gewechselt werden. Natürlich wurden die Fahrzeuge auch sehr gut vorbereitet. J

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Greven, 08/2011