Knut bei IKEA oder "Was Sie schon immer gern über Weihnachten in Schweden gewusst hätten"
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Weihnachten heißt in Schweden "jul". Die meisten Schweden begehen das Fest äußerst traditionell. Einen Weihnachtsmann wie in Deutschland gibt es strenggenommen aber nicht. Hier kommt zum Fest der "jultomte", eine Art Zwerg, ein guter Geist, der eine Frau und viele Kinder hat, die alle mithelfen, wenn es um die Geschenke und andere Weihnachtsüberraschungen geht. |
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Aber auch der "julbock" oder die "julget", sind Helfer des jultomte und gehören zur schwedischen Weihnacht dazu. Aus Stroh gewickelt, stellt man sie vorm Haus auf, denn sie sollen Haus, Hof und Menschen vor bösen Geistern bewahren, und zwar im ganzen kommenden Jahr.
Die Farbkombination von grön (Grün) und röd (Rot) prägt bis heute die Dekoration in der Weihnachtszeit, sowohl bei Weihnachtstischen, der Post als auch dem Verpackungsmaterial für Geschenke. Die Schweden sind da sehr eigen, ein Paket in den falschen Farben ist nun mal kein "julklapp" (Weihnachtsgeschenk)! Grün kommt von der Hoffnung auf den Fortbestand des Lebens im dunklen Winter, Rot erinnert an das Blut Christi.
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In der Vorweihnachtszeit wird gebastelt, geputzt und "julbröd" (Weihnachtsgebäck) gebacken. Man weiß, dass die "Tomtes" und "Julenissen" (kleine Hausgeister), den Menschen nicht nur im Laufe des Jahres, sondern auch in der Vorweihnachtszeit hilfreich zur Seite stehen. Als Dank stellt man ihnen am Heiligabend einen süßen "havregröt" (Haferbrei) vor die Tür, denn ein versäumtes Dankeschön bringt der Familie wohlmöglich Unglück. Irgendjemand muss dann anschließend dafür sorgen, dass am nächsten Morgen die Schale leer vorgefunden wird… |
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Erst seit etwa 1880 schmückt man auch in Schweden einen Weihnachtsbaum, den "julgran", eine möglichst selbstgeschlagene und mit Akribie ausgewählte Fichte, versteht sich. Er wird mit Fähnchen, beschriebenen Zetteln, Schleifen und Kerzen und julbröd geschmückt. Am 24. Dezember vormittags besucht man noch schnell Verwandte, vergisst aber nicht, für die Julenissen wieder eine Schüssel Brei bereit zu stellen.
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Ab 15 Uhr des 24. Dezember sind Schwedens Straßen leergefegt. Alle sitzen dann vor den Fernsehern und schauen seit etwa 30 Jahren "Kalle Anka", die schwedische Ausgabe von Donald Duck. "Same procedure as every year" - hier allerdings zur Weihnachtszeit, statt wie bei uns an Silvester mit dem "Dinner for one". Die Geschenke werden anschließend nicht vom jultomte wohlmöglich feierlich überreicht, sondern von den julenissen unter lautem Rufen durch das geöffnete Fenster ins Weihnachtzimmer geworfen. Das nennt der Schwede "julklappen" und das macht natürlich ein Freund oder der Nachbar. Wenn es ans Auspacken geht, muss man dann wie bei einem Gesellschaftsspiel herausfinden, was wohl zu wem gehört. Sehr anstrengend. Aber ans Auspacken geht es erst, wenn alle nach dem "Kalle Anka-Programm" lange fröhlich um den Weihnachtsbaum herumgetanzt und viele Weihnachtslieder unter Genuss von mehr oder weniger "glögg" (Glühwein) gesungen haben. |
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Dann kommt der Höhepunkt des Heiligabends: Das
Weihnachtsbuffet, das "julbord",
um das man den weiteren Abend verbringt. Här dett äkta traditionellt julbord:
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Und den eingelegten "sill" (Hering) und "lax" (Lachs) mit Pellkartoffeln. Nicht zu vergessen, "prinskorv" und "julkorv", eine ganz besondere Bratwurst. Die Schweden und ihre korvs, ein eigenes Thema! |
Weiterhin die "sylta" (Schweinssülze) mit dem unvermeidlichen "potatismos" (Kartoffelbrei). Dazu kommen "omletts", "köttbullar" (kennen wir von IKEA, das Schwedische Einheits-Nationalgericht) und natürlich viele –süße- Brotsorten und "knäckebröd" mit Butter und Käse. |
Diese Vielfältigkeit ist ein Grund, mit reichlich Getränken die Bekömmlichkeit zu unterstützen, als da sind "snaps", snaps, und nochmals snaps. "Öl", zur Weihnacht Vollbier, danach wieder "lättöl", Leichtbier, weiterhin "glögg" (auch gern med snaps) und "läskedryck" (Kräuterlimonade), außerdem ganz viel "fikan", was natürlich Kaffee trinken heißt. Dazu Süßigkeiten, "dopp" (Gebäck), "julbullar" (süße Brötchen), "pepparkaka" (Pfefferkuchen) und die letzten "lussekatter". Luciakatzen, die schon zu Santa Lucia, am 13. Dezember gebacken wurden, zum Nachbacken siehe Rezept: |
Zum 13.12. das Rezept der lussekatter (Luciakatzen):
100 g Butter, 0,5 l Milch, 50 g Hefe (ca. 1 1/2 dt. Päckchen), 250 g Magerquark, 1 g Safran, 120 g Zucker (1,5 dl), 1/2 Teelöffel Salz 1 kg Weizenmehl, 70 Rosinen, 1 Ei zum Bepinseln. |
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Der 1. Weihnachtstag steht dann im Zeichen der Erholung,
"avslappna" - man ruht sich aus. Die Schweden feiern die sogenannten Stephansritte. Der Brauch stammt von St. Staffan, der Schutzpatron der Pferdeknechte. Sein Namenstag ist am 26. Dezember. Da es den Arbeitspferden nicht guttat, während der Festtage still im Stall zu stehen, ließ man sie am 2. Feiertag mal so richtig ausgaloppieren. Heute führt man sie nur aus, wenn man denn welche hat. Alle anderen trinken schon mal wieder einen glögg. Man sieht also viele Pferde an diesem Tag, auch in den wenigen größeren Städten Schwedens. |
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Und dann gibt es ja auch noch "Knut"... An Knut also plündern die Kinder traditionell die Weihnachtsbäume: "julgransplundring". Auch in Betrieben findet das meist in feierlichem Rahmen statt. Anschließend werden die Bäume dann aus dem Fenster geworfen. Ach ja, etwas snaps gehört natürlich auch dazu. Wegen dieses Umstands und der herumfliegenden Bäume fährt man an diesem Tag besser nicht mit dem Auto.
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Übrigens: die TT-Fähren von Travemünde oder Rostock nach Schweden haben zu Weihnachten meistens Sonderpreise! Viel Spaß!